30.11.2015

Wohin geht die Reise

Es gibt einen Gedanken, der immer wieder aufploppt ...was wäre wenn?! Was wäre wenn ich einfach meine Leidenschaft zur Fotografie zum Beruf mache, was wäre wenn ich den Mut hätte, es einfach zu tun, mich einfach zu trauen ... mein Sicherheiten, meine Gewohnheiten aufgeben für etwas was ich so gerne tue - würde ich es dann noch immer so gerne tun oder zerstört die Routine/die Verpflichtung das Schöne, das Unkomplizierte und die Freiwilligkeit? Wahrscheinlich liegt es an einem selbst, was man daraus macht.

 

Und die Frage lässt sich wohl auch nur beantworten, wenn man diesen Weg bereit ist zu gehen.

 

Neben der Leidenschaft würden viele neue Herausforderungen auf einen zukommen. Entscheidungen wie - was koste ich, wie sehen meine Angebote aus, in welchem Bereich möchte ich Fuß fassen, wie komme ich mit Konkurrenz klar, wie organisiere ich mich, wieviel Freizeit bleibt und und und... alles Fragen, die nach dem entscheidenden Schritt kommen würden - MUTIG SEIN, SICH TRAUEN!

 

Ich weiß nicht wie es anderen geht. Ich bin zu wenig Fotografin im Alltag und Leben um die notwendige Erfahrung und Übung zu haben um in den verschiedenen Situationen "cool" zu sein, z.B. wenn es darum geht einen Fotoauftrag zu meistern. Ich fotografiere gerne aber nur dann wenn ich auch Lust darauf habe, meist sind es Dinge, die sich leicht beeinflussen lassen oder die ich beeinflussen kann - Pflanzen, Food, Tiere, Landschaften, Stillleben - das alles kann ich händeln. Menschen sind herausfordernd, überraschend und nicht beeinflussbar. Es ist schön, wenn man das Vertrauen geschenkt bekommt, schöne und einzigartige Momente festzuhalten. Wenn an einen geglaubt wird. Dennoch bleibt es für mich aktuell ein Kampf mit den verschiedensten Gefühlen - davor, danach und während eines Shootings - Ängste, Sorgen, Skepsis, Erwartungen, Freude, Spaß, Anspannung, Vertrauen -  alles buntgemischt mit einer ordentlichen Portion Aufregung. 

 

Den Schritt zu wagen, mehr Engagement und Ehrgeiz in diese Richtung zu haben und zu entwickeln, einen Traum zu leben bzw. auch davon zu leben, dass es „mehr“ ist als nur ein Hobby, dafür wird wohl noch ein bisschen mehr Mut und Selbstbewusstsein notwendig sein, als sich „nur“ ab und zu mal ein Fotoshooting zuzutrauen. Aber das wär schon mal der erste Schritt - sich mehr zutrauen, mehr wagen, an sich glauben und über seinen Schatten springen - an den neuen Herausforderungen und Aufgaben wachsen! Nur so kann man besser werden, nur so kann man sicherer werden und feststellen, wohin der Weg gehen soll und ob es überhaupt der richtige Weg wäre.

 

Doch ist es wie immer leichter gesagt als getan! Ich bin ein echtes Gewohnheitstier und brauche Sicherheiten. Ich bin gut strukturiert, aber etwas zu wagen, fällt mir eher schwer. Die folgenden Gedanken sind da und nicht einfach wegzudenken.

 

 

 

 

 

Zeit. Der Zeitfaktor spielt hier eine große Rolle. Viel ist nur mit dem entsprechenden Zeitaufwand möglich - Shootings/Fotoaufträge bestehen nicht nur aus dem Tag des Shootings, Vorarbeit, Ideen entwickeln, Postproduktion, das alles frisst unendlich viel Zeit, wenn man es mit Leidenschaft und Detailverliebtheit machen möchte - es soll ja persönlich sein, die eigene Note haben und auch dem eigenen Anspruch gerecht werden.

 

Dazu gehört es auch die entsprechenden Programme zu beherrschen, die Tricks und Kniffe anzuwenden, sich auch hier weiterzubilden. Das alles neben einem Vollzeitjob fällt schwer.

 

Angst. Nicht gut genug zu sein. Oft sehe ich Fotos von tollen Fotografen, bewundere diese und denke nur wow, was machen die anders als ich, warum schauen diese Fotos so besonders aus? Ich denke es ist eine Mischung aus verschiedenen Faktoren, die zu einem tollen Endergebnis führen: Natürlich der eigenen Stil, die Mischung aus perfekter Location und coolen Leuten, tollem Licht und der Sicherheit mit der Technik, echten Gefühlen und dennoch einer Portion Verträumtheit. Es ist denke ich die größte Kunst des Fotografen seinen Charme so einzusetzen, dass wunderschöne ehrliche verträumte Fotos entstehen können. Wie schafft man das? Ich glaube es führt kein Weg daran vorbei, sich sehr viel mit dem Thema und sich selbst auseinander zusetzen.

 

Der Umgang mit dem vor der Linse: Natürlich ist es auch erforderlich mit den Menschen zu kommunizieren, die man fotografiert, sie ehrlich und echt abzulichten, aber dennoch von ihrer Schokoladenseite und ungekünstelt. Kunden sind oft nicht einfach, sie kennen sich nur aus einem bestimmten Blickwinkel oder wie sie Fotos von sich machen. Sie sind oft skeptisch, wenn sie sich mal anders fotografiert sehen. Schnell wird ge- und beurteilt. Auch ist es mit "geschwind paar Fotos machen" oftmals nicht getan. Manchmal entstehen in kürzester Zeit super Fotos, manchmal braucht es etwas länger, ein Kleinkind kann seine Mimik und Gestik nicht so beeinflussen wie ein Erwachsener, mal sind die Augen zu, mal schaut eine Pose blöd aus, mal braucht es einfach ein paar Schüsse mehr...hier wird Gewissheit und Professionalität benötigt, einfach um am Ende abliefern zu können. Angst zu Versagen, nicht die Erwartungen zu erfüllen - auch die eigenen - sollte nicht im Vordergrund stehen und da wären wir beim nächsten Punkt.

 

Sicheres Auftreten: Sich selbst einzuschätzen ist nicht einfach. Man vergleicht sich und schaut sich die Konkurrenz an, ist dadurch auch eingeschüchtert und traut sich nicht sein eigenes Ding zu machen und von der eigenen Arbeit überzeugt zu sein. Hier hilft denke ich nur Erfahrung, Übung und eine gewisse Portion Selbstbewusstsein, die aber auch erst wachsen muss. 

 

Ich bin mir sicher, dass jeder mit ähnlichen Gefühlen zu kämpfen hat, der am Anfang steht, der noch nicht weiß, wohin die Reise gehen soll, der noch nicht gefestigt ist in seinem Tun ... Es ist auch gut zu wissen, das eben eine Entwicklung hinter den vielen schönen Fotos steht. Es ist und bleibt ein spannendes Abenteuer! Ich bin gespannt wo mich meine Reise hinführt, aber eins ist klar - raus aus der Komfortzone!